Die Kleinbahnen als Modellvorlage

Da die Kleinbahnen heute von der Bildfläche verschwunden sind, liegt es mir am Herzen, daran zu erinnern. Was liegt also näher, das Thema ins Modell umzusetzen.

Beim Studium der Literatur zum Thema entwickelten philosophische Gedanken. Wie im wahren Leben fristen im Modell die Kleinbahnen ihr Dasein unbekannt im Schatten der „Großen“. Immer wieder stehen die Schnellzuglokomotiven und die starken Güterzuglokomotiven im Mittelpunkt des Interesses der Modellbahnfreunde. Schnellzugdampfloks sind der Renner bei Messen. Möglichkeiten für einen adäquaten Einsatz hat aber kaum einer der Modellbahner. So fristen diese Renner und Schwerarbeiter der Schiene ihr Dasein auf einer Modellbahnanlage von äußerst bescheidenen Ausmaßen. Ein Schnellzug mit 4 Wagen, der in einem Bahnhof verweilt, der einer Kleinbahn angemessen ist aber über ein BW mit 26 m - Drehscheibe und großem Rundschuppen verfügt, findet man recht häufig. Je weiter ich mich in die Thematik Klein- und Privatbahnen vertiefte um mehr wurde mir bewußt, welch interessantes Betätigungsfeld für den betriebsorientierten Modellbahner mit Ambitionen im vorbildgerechten Anlagenbau sich da auftat. Die Größe der Bahnhöfe ( auch vieler Endbahnhöfe ) ist optimal für die Umsetzung in´s Modell. Längenkürzungen sind kaum oder gar nicht nötig. Der Betrieb auf Kleinbahnen lebte vom Rangieren auf den Unterwegsbahnhöfen. Es gab Betriebssituationen, von denen man mit Fug und Recht behaupten kann, „Es gibt nichts was es nicht gibt“. So fand ich bei der ehemaligen Langensalzaer Kleinbahn einen Endbahnhof, der nur über zwei Weichen zum Anbinden des Ladegleises verfügte. Derartige Gleisanlagen waren typisch für viele Zwischenbahnhöfe und ein solcher sollte der Bahnhof  Haussömmern nach dem Willen von Hermann Bachstein auch werden, denn er plante die Weiterführung der Strecke. Die Genehmigung dafür wurde allerdings nie erteilt, sodaß bis zuletzt in diesem provisorischen Endbahnhof über das Ladegleis umgesetzt wurde. Mitgeführte Güterwagen wurden dabei abgesetzt und die im Ladegleis stehenden Wagen mitgenommen. Bis Anfang der 60er Jahre fuhren noch B - Kuppler planmäßig im Streckendienst auf ehemaligen Kleinbahnen ( z.B. die 98 6215 bei der Kleinbahn Rennsteig - Frauenwald oder auf den rund 5 km der Kleinbahn zwischen Esperstedt und Oldisleben ) . Auf der Kleinbahn Erfurt / West -Nottleben gab es bis Mitte der 60er Jahre pr. G 7 im Streckendienst. Allgemein verlief der Betrieb in ruhigen Bahnen. Auf den ehemaligen Kleinbahnen tauchten aber z.B. ab den 50er Jahren auch pr. G 12 auf. So zogen auf der ehemaligen Greußen - Ebeleben - Keulaer - Eisenbahn Loks der BR 58 Kalizüge von und bis Menteroda. Auch auf der Mühlhausen - Ebelebener - Eisenbahn ( eine ehemalige Lenz - Bahn ) fuhr diese Baureihe neben Loks der BR 74. Modelle von Fahrzeugen der ehemaligen Klein- und Privatbahnen gibt es allerdings mit wenigen Ausnahmen nicht. Weinert hat in H0 inzwischen fast die komplette ELNA-Typenreihe im Programm. In TT gab es vor vielen Jahren ein Modell einer Bachstein - Lok ( 92 6580 ). Von Westmodell gibt es in H0 eine T 8. Von dieser Baureihen überlebten mindestens vier Exemplare bei Kleinbahnen. Die heutige Museumslok 89 1004 gehört dazu. T 3, teils sogar im Originalzustand, fand man recht häufig bei Kleinbahnen. Vereinzelt fanden sich im Bestand der Klein- und Privatbahnen auch Loks der BR 913-18, BR 74, BR 92 und BR 94. Zum Thema passende Triebfahrzeuge wären in allen Nenngrößen also durchaus verfügbar. Typische Kleinbahnwagen und kleinbahntypische Gebäude fehlen ganz. Das animiert Selbst- und Umbaupläne. Das Thema Klein- und Privatbahnen ist also auch und vor allem etwas für den kreativen Modellbahner. Kaufen, aus der Schachtel nehmen und hinstellen ( zum Fahren oder Ansehen ) kann jeder. Eigene Ideen zu verwirklichen schafft Erfolgserlebnisse, die beim Auspacken von Industriemodellen nicht zu erwarten sind.